• Nina Hartmann
  • 30.12.2023

Delegieren

Verantwortung zu delegieren, um am Unternehmen zu arbeiten und expandieren.

Delegieren

Delegieren 

Wenn wir in unseren Unternehmen wachsen wollen, dann können wir nicht alles selber machen. Erst wenn wir lernen, zu delegieren, können wir uns auf die wesentlichen Dinge im Unternehmen fokussieren. Also am Unternehmen arbeiten, statt im Unternehmen. Delegieren bedeutet, Verantwortung an andere abzugeben.

Das Delegieren ist gar nicht so einfach. Wir brauchen Menschen, die die Verantwortung von uns übernehmen und unser Vertrauen verdienen. Wir brauchen eine Fehlerkultur im Unternehmen, denn nur, wenn wir mit Fehlern professionell wertschätzend und zielführend umgehen, trauen sich Menschen zu, Entscheidungen selbst zu treffen. Und nur wenn andere auch in der Lage sind zumindest manche Entscheidungen selbst zu treffen, können wir anfangen, Dinge loszulassen. Fehlerkultur bedingt, dass wir akzeptieren können, dass Menschen Fehler machen. Auch wir als Unternehmerinnen und Unternehmer hätten Fehler gemacht, wenn wir die Entscheidungen selber getroffen hätten. Gleichzeitig ist es so, dass wir dafür auch die Konsequenzen selber getragen hätten. Angestellte Mitarbeitende müssen diese Konsequenzen aber nicht finanziell tragen. Das bedeutet, dass sie normalerweise, wenn sie die richtige Haltung haben, mit Fehlern anders umgehen, als wir es aus unserer Rollenidentität getan hätten. Sie fühlen sich schuldig, sie fühlen sich in der Pflicht, sie vermeiden Entscheidungen, wo immer es geht. Erst wenn wir es schaffen, Ihnen Mut zu machen und ihnen unser Vertrauen aussprechen und Ihnen gleichzeitig klarzumachen, dass Fehler passieren können, werden wir sie dazu bewegen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen mental zu verkraften, wenn die Entscheidung sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hat.

Delegieren bedeutet, dass wir Menschen in die Verantwortung führen. Das müssen wir ihnen erst beibringen und ermöglichen. Wir müssen lernen, klar zu kommunizieren, was wir erwarten und die Menschen dazu zu bewegen, diese Erwartungen auch zu erfüllen. Das ist gar nicht so einfach. Häufig wissen wir selber gar nicht so genau, was wir erwarten, sind aber trotzdem oft enttäuscht.

Viele Menschen sprechen sehr gerne bei Entscheidungen mit, treffen aber nicht gerne selbst Entscheidungen. Gerade die Generation Y fällt Entscheidungen gerne im Team und trägt Verantwortung nicht gerne alleine. Vielleicht müssen wir uns dort auch kreative Lösungen überlegen. Keine Lösung ist es, jede Entscheidung abzusegnen und damit doch wieder mit jedem Vorgang beschäftigt zu sein. Das ist keine Verantwortungsübergabe. Und nur wenn die Verantwortung zur Entscheidungsfindung auch auf anderen Schultern liegt, kommen wir aus dem operativen Alltag raus. Delegieren hat einen schönen Nebeneffekt. Denn es bedingt, dass wir die Mitarbeitenden, die wir entdeckt und gefördert haben, die unser Vertrauen verdienen, langfristig motivieren und binden. Hier ist Lob und anderes Feedback (auch Kritik) und Selbstwirksamkeit ganz wichtig. Menschen wollen gesehen werden. Sie wollen, dass wir verstehen, was sie leisten. Deswegen ist es wichtig, dass wir Ihnen auch diese Rückmeldung geben. Delegieren bedeutet nicht, einfach loszulassen. Delegieren ist, ein Erarbeiten und Stück für Stück loslassen. Es bedeutet einen kleinen Change-Management Prozess im Unternehmen.

Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass wir den Menschen nicht zu viel aufhäufen. Ihr habt vielleicht schon vom Halo-Effekt gehört. Eine Person, die eine Sache gut kann, muss nicht unbedingt alles gut können. Da wir Menschen aber dazu neigen, gerne pauschal und in Schubladen zu denken, wird einer Person oft Gutes und Schlechtes als Ganzes zu geschrieben. Das kann eine Person überfordern und im negativen Fall wird sie nie wirklich in ihrer Stärke gesehen.

Wichtig ist auch das Peter-Prinzip. Das Peter-Prinzip besagt, dass man jede Person zu ihrer maximalen Inkompetenz befördern kann. Eine gute FachexpertIn muss nicht unbedingt eine gute Führungskraft sein. Eine gute VertrieblerIn ist vielleicht nicht die perfekte Person, um einen Vertriebsprozess zu organisieren. Wenn ihr Menschen in ihren Stärken fördert und sie auch fordert, dann habt ihr das Meiste für euer Unternehmen herausgeholt. Wenn ihr die Menschen in euren Unternehmen als Individuen wahrnehmt, dann werdet ihr erkennen, dass alle Menschen Stärken und Schwächen haben. Es ist also wichtig, dass ihr Ihnen zeigt, dass ihr die Schwächen auch seht und sie trotzdem akzeptiert und fördert. Wenn ihr die Schwächen weg redet oder ignoriert, was beim Halo-Effekt zwangsläufig der Fall ist, dann bringt ihr die Personen in eine Zwickmühle. Auf der einen Seite genießen Sie das Lob und wollen den Erwartungen gerecht werden, auf der anderen Seite gelingt Ihnen das nicht und sie fangen an, das zu vertuschen. Sie wollen die in sie übermäßig gesetzten Erwartungen nicht enttäuschen. Dadurch leidet die Personen in ihrem Selbstbewusstsein und die Aufgabe in ihrer Erfüllung. Für erfolgreiches Delegieren ist das nicht zielführend.

Delegieren ist eine wichtige Voraussetzung, damit ihr eure Ziele und Visionen im Unternehmen umsetzen könnt. Denn wenn ihr im Alltagsgeschäft denkt, alles nur selbst machen zu können und niemand euren perfektionistischen Ansprüchen genügt, dann werdet ihr nicht wachsen können. Ich erlebe dies manchmal bei Frauen in Bezug auf ihre Kinder. Niemand kann es recht machen, aber so bleibt alles an ihnen hängen. Väter haben zum Beispiel oft eine andere Art, mit Kindern umzugehen und sie setzen manchmal andere Prioritäten. Da steht vielleicht der gemeinsame Spaß im Vordergrund und die Pflichterfüllung (Hausaufgaben, Aufräumen, Zähne putzen) wird aus den Augen verloren. Gleichzeitig ist auch ihr Beitrag für die Kinder ganz wichtig und auch für die Mütter eine große Entlastung. Wobei ich feststelle, dass die heutige Elterngeneration bereits ganz andere Aufgabenverteilungen hat, wie es noch zu meiner Jung-Mutterzeit der Fall war.

Dieses Beispiel könnt ihr auf das Unternehmen übertragen. Wenn ihr eine Entscheidung nicht selbst trefft, dann wird die getroffene Entscheidung vielleicht eine andere sein, wie ihr sie getroffen hättet. Das ist sogar wahrscheinlich. Das gilt es auszuhalten. Vielleicht wäre Eure Entscheidung auch die schlechtere gewesen. Ihr könnt nicht erwarten, dass jemand, der eine Entscheidung alleine treffen soll, Eure Entscheidung wählen muss. Ziel ist es gerade, die entscheidende Person selbst in eine Entscheidungsreife zu entwickeln. Nur dann werden die Menschen Selbstwirksamkeit erleben. Meiner Meinung nach der wichtigste Mitarbeiterbindungsfaktor. Sie werden nicht wachsen und sie werden nicht gefördert und damit werden sie sich bei euch im Unternehmen auch nicht wohl fühlen, beziehungsweise sich nicht in ihrer ganzen Stärke und ihrem Potenzial einbringen. Wenn ihr also für euer Selbstbewusstsein dieses Gefühl braucht, dass nichts ohne euch funktioniert und dass ihr alles am besten könnt, dann tut sich hier ein Lernfeld auf, was sich sehr sinnvoll bespielen lässt. Denn hinter diesem Festhalten und Kontrollbedürfnis steckt häufig festgehalten Energie und eigene Unsicherheit. Wenn ihr es schafft, das zu überwinden, dann werdet ihr glücklicher Unternehmerinnen und Unternehmer und ihr werdet glücklichere Mitarbeitende in euren Unternehmen haben und das wünsche ich euch. Viel Erfolg beim Delegieren!

Habt ihr Lust, Euch zu diesen Themen auszutauschen oder noch mehr zu erfahren? Ich stehe für Vorträge Online und in Präsenz, sowie als Gesprächspartnerin gerne zur Verfügung. Einfach Kontakt aufnehmen unter: hallo@sinnplauderei.de

Ich wünsche Euch ganz viel Spaß und Erfolg beim Umsetzen

Eure Nina

 

Weiterführende Quellen zu den Themen: 

Haufe Thema Delegieren

Wikipedia Halo-Effekt

Wikipedia Peter-Prinzip