Schwacher Satzbau – schwache Botschaft
Über die Risiken des kleinen Wortes „dass“.
Es könnte sein, dass den Lesenden dieses Blogs auffällt, dass dieser Satz durch seine Komplexität signalisiert, dass er nicht nur schwierig zu lesen ist, sondern dass es zugleich der Botschaft schadet, dass manche Sätze einfach kein Ende nehmen, weil sie mit „dass“ zu faden Endlos-Würsten verknüpft werden.
47 Wörter, 6 Verschachtelungen, 1 Ergebnis: Dieser Satz ist unverständlich und wirkungslos.
Das liegt hier am inflationären Gebrauch des Wörtchens „dass“. Alles, was wir in einem dass-Satz verstecken, verliert Kraft. Der dass-Satz ist der farblose Stiefbruder eines kraftvollen Hauptsatzes. Wer charismatisch reden möchte und engagiert seine Position vertritt, meidet in der Regel diese dass-Sätze.
Olaf Scholz dagegen verwendet sie ständig. Hören wir mal rein ins aktuelle Interview mit Markus Preiß, dem neuen Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, am Rande des G7-Gipfels:
Zur Wahl der künftigen EU-Kommission: Ich habe das Gefühl, dass es keinen Sinn macht, hier eine lange Hängepartie zu haben, sondern dass die Dinge schnell und zügig entschieden werden können.
Zur Milliardenhilfe an die Ukraine: Deshalb ist das jetzt ein Zeichen an die Ukraine, dass sie sich auf uns verlassen kann, und an Putin, dass er darauf rechnen kann, dass unsere Unterstützung nicht nachlässt.
Zu Putin: Das ist dann auch etwas, dass ihn dazu bewegen soll, dass er einsieht, dass ein „Immer-Weiter-Machen“ mit seinem brutalen Krieg sinnlos ist.
Der gleiche Inhalt ohne verschachtelte dass-Sätze könnte so klingen:
Zur Wahl der künftigen EU-Kommission: Meine Überzeugung ist: Hier sollten wir keine lange Hängepartie haben, sondern die Dinge schnell und zügig entscheiden.
Zur Milliardenhilfe an die Ukraine: Das ist jetzt ein Zeichen an die Ukraine: Sie kann sich auf uns verlassen. Und ein Signal an Putin: Unsere Unterstützung lässt nicht nach.
Zu Putin: Dieses Signal soll ihn zu der Einsicht bringen: Ein „Immer-Weiter-Machen“ mit seinem brutalen Krieg ist sinnlos.
Ich hoffe, es ist spürbar, wieviel mehr Entschlossenheit und Kraft in den Hauptsätzen ohne „dass“ steckt.
Ist das schwer umzusetzen? Ich denke nicht. Denn statt „dass“ können wir gut einfach einen Doppelpunkt schreiben oder gedanklich setzen. Danach geht es mit einem Hauptsatz weiter. Wir müssen die Satzreihe insgesamt gar nicht sehr verändern.
Ich hoffe nun: Dieser Blog war hilfreich!
Dr. Katrin Prüfig
www.die-medientrainer.de
Medien- und Kommunikationstrainerin
Trainerin | Autorin | Podcasterin | Agiler Coach
Sie arbeitete als Journalistin und ARD-Moderatorin (Tagesschau)
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