• Nadja Weigmann
  • 26.04.2023

Weibliche Biografien

Frauen zögern mehr als Männer, wenn es um das Erstellen der eigenen Biografie geht.

Weibliche Biografien

Liest du gern Biografien von starken Frauen?

Und wenn ja, bewunderst du die Frauen, über die du liest, und hast zugleich den Eindruck, dass deine eigene Geschichte und Person sich von ihrer Lebensleistung, Ausstrahlung und Energie enorm unterscheidet?

Was aber ist an der Biografie einer Frau besonders fesselnd? Du möchtest wahrscheinlich nicht lesen, dass sie stets die Erste, Beste, Schönste war, dass sie nie mit Krisen, Ängsten, Problemen zu kämpfen hatte, dass sie nie mit einer eigenen Meinung angeeckt ist oder dass sie immer auf alles eine Antwort wusste.

Stattdessen willst du wahrscheinlich gerne wissen, was diese Frau so stark gemacht hat, möchtest ihre Nöte, Sorgen, Abgründe kennenlernen und erfahren, wie sie mit Zweifeln, Ablehnung und Konflikten umgegangen ist, wie sie aus den Tiefen ihres Lebens herausgekommen ist oder wie sie mit ihren Dämonen zu leben gelernt hat. Das will ich wenigstens wissen, wenn ich für oder mit Menschen eine Biografie verfasse und ganz vorsichtig in die ersten Gespräche gehe.

Ich habe sehr vielen männlichen Auftraggebern zu ihren Memoiren verholfen, darunter waren Unternehmer, Diplomaten, Künstler, Familienväter. Einem Sohn habe ich bei einem Erinnerungsbuch an seine Mutter geholfen und es gab auch Töchter, die ein Andenken an ihre Väter publizieren wollten. Weibliche Biografien sind noch immer eine Ausnahme. Wenn sie erscheinen, werden die Protagonistinnen oft posthum für eine Lebensleistung gewürdigt, mit der sie vielfach gerade die Frauen inspiriert haben. Prominenten Frauen, die zu Lebzeiten ein Buch verfassen, wird dagegen gern vorgeworfen, aus ihrerem Bekanntheitsgrad nur Kapital schlagen zu wollen, so wie es jüngst Angela Merkel erging.

„Schreib doch endlich Dein eigenes Buch!“ Warum reagieren besonders Frauen auf diese Idee so zögerlich? Viele haben so reiche Erfahrungen zu bestimmten Themen und könnten einen eigenen Ratgeber herausgeben, um anderen damit Hilfestellung zu leisten, aber sie scheuen davor zurück. Warum halten so viele mit ihren Lebenserfahrungen hinterm Berg? Warum sprechen Frauen ohnehin so ungern über ihre Stärken und über alles, was sie im Leben schon erreicht oder gemeistert haben?

Es heißt, noch immer würden Jungen dazu erzogen, mutig zu sein, Mädchen dagegen wollten perfekt sein. In Bewerbungsverfahren treten viele Männer ganz selbstbewusst auf, auch wenn sie dem Anforderungsprofil nicht ganz entsprechen. Manche begabte Frau hingegen fragt sich, ob die 120 % in ihrem Lebenslauf im Vergleich zu den anderen Bewerbern auch wirklich ausreichen.

Dieses innerliche Zögern und Zweifeln betrifft übrigens oft auch die stärksten Frauen. Diejenigen, die Königinnen in einer Disziplin sind, Leistungsspitze oder Jahrgangsbeste waren, diejenigen, die sich in Männerdomänen durchgesetzt haben, diejenigen, die als erste Frau ein Unternehmen in die Zukunft führen, diejenigen, die neben dem Job noch Care Work und Ehrenämter meistern.

Frauen sollten sich ihre Stärken viel öfter bewusst machen und auch davon berichten. Dazu gehört aber auch, Ängste und Perfektionismus zu überwinden und alle Kurven und Kerben in der Lebensgeschichte zu akzeptieren. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen macht stark, auch in den Augen der anderen.

Stark sind keinesfalls nur die Karrierefrauen, nicht nur die Akademikerinnen, nicht nur die Stars im Rampenlicht. Mein Credo: Jedes gelebte Leben ist es wert, erzählt zu werden, auch wenn das in einer privaten Form geschieht, die man „nur“ seinen Kindern hinterlässt.

Hast Du keine großartige Frau in Deiner Familie, die wichtig und wegweisend war? Die meisten von uns haben solche Vorbilder: Großmütter, die Kriegs- und Nachkriegszeiten erlebt haben und damals, vielfach ohne Ausbildung, „ihren Mann“ gestanden haben (woher nur dieses geflügelte Wort?). Oder Mütter, die aus ihren Töchtern mutige Frauen und aus ihren Söhnen verständnisvolle Männer gemacht haben.

 

Wenn ich Dir bei der Erstellung der eigenen Biografie helfen kann, gerne! Ich liebe meinen Beruf

 

Deine Nadja Weigmann

 

Nadja Weigmann ist selbständige Autorin und Lektorin für Biografien, Familiengeschichten und Chroniken von Unternehmen und Stiftungen. https://www.nadja-von-samson.de/